Archivperle: Honda VFR400R

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Die in erster Linie für den japanischen Markt konzipierte Honda VFR400R mutete an wie eine zu heiß gewaschene VFR750R. Das kleinvolumige V4-Sportbike mit dem Modellcode NC30 war wie die legendäre RC30 mit Aluminium-Brückenrahmen, Einarmschwinge und Vollverkleidung mit Doppelscheinwerfer ausgestattet; nur die Gabel kam ohne Schnellverschlüsse aus.

Wie eine geschrumpfte RC30: Honda VFR400R.

Auch beim flüssigkeitsgekühlten V-Vierzylindermotor der kleinen R  erfolgte der Nockenwellenantrieb über eine aufwändige Zahnradkaskade. Allerdings wurden die je vier Ventile statt direkt über Tassenstößel über Schlepphebel betätigt, dazu waren die Pleuel aus einer Stahl-Legierung gefertigt, nicht aus Titan wie bei der 750er.

Vom Feinsten waren die Kurvenräuber-Qualitäten der mit einem Sechsganggetriebe ausgestatteten VFR400R. Kein Wunder: mit vollem 15 Liter-Tank drückte das V4-Feuerzeug gerade einmal 205 Kilo auf die Waage.

Die NC30 wurde von 1989 bis 1993 gebaut und fand nur in spärlichen Stückzahlen nach Europa. Frühe Modelle glänzten mit weißen, spätere mit schwarzen Felgen sowie geändertem Farbdekor der Verkleidung. Erste Modelle in Japan waren mit einem klobigen Breitscheinwerfer ausgestattet.

Vor allem in England und Frankreich fand das Bike in Kennerhand. Zu uns fand die kleine V4 erst über die Grauimport-Schiene. Offiziell importiert wurde dieses Modell erst 1992. Für die deutsche Homologation mussten vorne extra größere Doppelscheinwerfer eingebaut werden. Die Leistung wurde mit 61 PS bei 12.500 Touren angegeben.

Durchblick für Techno-Feinschmecker

Die hochkarätige Technik der NC30 erforderte einen Preis von über 19.000 Mark, was größeren Verkaufszahlen entgegenstand. Für das gleiche Geld konnte man bereits Einliter-Boliden erstehen. Sogar eine „normale“ Honda VFR750F kostete knapp 3000 Mark weniger.

In der Rückblende von sportlich geneigten Motorrad-Feinschmeckern nimmt die VFR400R einen Ehrenplatz ein. Liebevoll konstruiert, tolles Handling, beschwingte Fahrleistungen (Spitze 205 km/h), Feeling und Sound-Erlebnis wie bei der großen Schwester; ganz feines Teil. Nicht umsonst gibt es viele Leute, die von der NC30 heute noch schwärmen. Und die, die eine besitzen, geben sie – wenn sie schlau sind – nicht mehr her.

Erste Variante in Japan: Noch mit Breitmaulfrosch-Scheinwerfer.

Fotos: Honda

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Gerhard Rudolph, fährt Honda CB 1300 und am liebsten Jethelm mit dunklem Visier.

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