In den 70er und 80er Jahren war in der Endurance-Rennszene einiges los. Die dicken Multi-Zylinder-Brummer aus Japan impften dem Markt in Europa neues Leben ein und wurden bald in allerlei Spezialfahrwerke verpflanzt.
Antonio Cobas, Mechaniker, Motorrad-Designer und Konstrukteur tüftelte früh an Chassis-Konstruktionen herum, die er erst Siroko und später JJ Cobas titulierte. Der Spanier war 1982 der Erste, der im Rennsport eine gerade, direkte Verbindung zwischen Lenkkopf und Schwingenlager vorsah, erst mit Stahlrohren, dann mit Aluminium-Profilen und damit die über Jahrzehnte übliche Schleifen- oder Doppelschleifen-Bauweise ablöste. Etliche Motorradfirmen übernahmen recht bald dieses Konstruktionsprinzip, das heute längst als Allgemeingut angesehen wird.
Die wunderbaren Bilder, die wir hier sehen, zeigen eine Cobas-Langstrecken-Ducati 900. Ganz oben bei Testfahrten in Calafat 1982. Fahrer waren Carlos Cardus (im blauen Leder) und Salvador Canellas (in blau-gelb), schon damals zwei Big-Names der spanischen Vollgas-Szene. Antonio Cobas, der geniale Konstrukteur, schaut in Jeans und rotem T-Shirt zu. Ein Einsatzziel war das legendäre 24 Stundenrennen in Barcelona auf dem alten Kurs durch den Stadtpark, dazu erfolgten Starts in einer spanischen TT-F1-Serie mit großvolumigen Viertakt-Rennmaschinen (hierbei entstanden die beiden Action-Bilder).
Anschaulicher lässt sich seine Diretissima-Rahmenphilosohie kaum darstellen. Was außerdem ins Auge sticht, ist der unglaublich lange Radstand – wie die Fahrer damit die Kurven kriegten, lässt sich nur vermuten, vermutlich klappten schnelle Ecken mit dem Desmo-Dampfer deutlich besser als langsame. Bei späteren Chassis-Konstruktionen fiel der Radstand dann wesentlich kürzer aus.
Cobas baute später vor allem Rahmen für GP-Bikes, bevor er viele Jahre als Technik-Guru im werksunterstützten Honda-Team bei Sito Pons verbrachte. Alex Criville wurde 1989 125er Weltmeister auf einer Rotax-Cobas, Cardus holte einen 250er EM-Titel, Pons gewann 1984 seine ersten 250er Grand Prix auf einer Rotax-Cobas. Und nicht zu vergessen Ralf Waldmann, der irgendwann einen Cobas 125 kaufte, sie grün anpinselte und damit in der DM herumflitzte, zu Beginn seiner Karriere.
Antonio Cobas starb 2004, er wurde nur 52 Jahre alt. Sein konstruktives Gedankengut ist bis heute lebendig.
Fotos: Repsol Media